Zero Waste Mode: ist das möglich? Zero Waste ist in aller Munde, auch in der Mode! Wie das funktioniert und was man dabei beachten muss, jetzt auf dem Fair Fashion House of Wolf Blog.

Zero Waste in der Mode: Wie funktioniert das?

von 2.04.21Fairness und Nachhaltigkeit, Outfits und Modethemen

Zero Waste, also wörtlich “Null Müll”, ist nach wie vor ein “Trend”, der in aller Munde ist. Dabei reden die Meisten von Null Müll in der Küche, wie biologisch abbaubare Putzschwämme, festes Spülmittel und Lebensmittel die in Gläser selbst abgefüllt werden, oder über Müllreduzierung im Badezimmer wie festes Schampoo, Zahnputztabletten oder selbst genähte Abschminkpads. Kaum jemand beschäftigt sich bei dem Thema mit dem Müll, der in der Modeindustrie, bei der Produktion von Kleidung anfällt. Auch hier gibt es Zero Waste und speziell darum soll es in diesem Artikel gehen.

Zero Waste Schnitte entwickeln

Zero Waste in der Mode ist zum Beispiel möglich, wenn man den Schnitt eines Kleidungsstückes so konzipiert, dass der gesamte Stoff verwendet wird und nichts abgeschnitten und im Müll landet. Bei House of Wolf gibt es zwei Teile, die so funktionieren: Zum einen der Besteller, die weite Weste Caligo. Der Schnitt ist lediglich ein großes Rechteck und nutzt so die gesamte Stoffbreite aus, außerdem entsteht so der wundervolle Fall der Wollgarbadine im Vorderteil.

Der zweite Schnitt, der fast Zero Waste ist, ist das Kleid Velum. Dieses besteht aus vier Rechtecken, zwei für die Ärmel, eines für das Vorderteil und das Vierte ist das Rückteil. Lediglich der Kunstlederkragen macht es nicht zu hundertprozent Zero Waste, da dieser als rundes Stück zugeschnitten wird.

Die große Herausforderung im Zero Waste Design

Und genau hier liegt oft das Problem. Sobald Rundungen ins Spiel kommen, macht es es schwierig ohne Abfall zu arbeiten. Kleidung körpernah hin zu bekommen ist ohne Stoff weg zu schneiden fast nicht möglich, zumindest nicht, wenn man auf Falten verzichten will. Irgendwann ist das übrig gebliebene, weg geschnittene Stück Stoff so klein, dass kein ganzes Schnitteil mehr heraus geschnitten werden kann und man muss den Überschuss wegwerfen. Die Zero Waste Schnitterstellung ist also wirklich limitiert, was die Designmöglichkeiten des Kleidungsstückes stark einschränkt.

Reste verwerten oder recyceln?

Aber muss man den Überschuss wirklich wegwerfen?
Nicht unbedingt. Gewisse Reste können auch super gut als Füllmaterial für Deko-Kissen, Stofftiere oder ähnliches verwedet werden, nur in der Praxis ist dies umständlich und somit wieder zu teuer für viele Bekleidungshersteller.

Genauso teuer ist auch das recyceln von Textilabfällen. Viele Materialien lassen sich gar nicht oder nur zu einem geringen Teil zu neuem Material wieder verwerten. Das Verbrennen auf der Mülldeponie ist am Ende leider immer der bequemste und auch kosten günstigste Weg.

Noch eine Möglichkeit für kleine Mode Brands

Da Zero Waste so schwierig umzusetzen ist, wird auch oft Less Waste, also weniger Müll, bei dem Thema mit inkludiert. Daher wird manchmal Mode, die aus so genannten “Deadstock” Material hergestellt wurde auch unter Zero Waste geführt. Deadstock sind Stoffe von großen Modefirmen, die sie nicht mehr verwenden und deshalb oft auf dem Müll landen. Das sind Mengen an Textilien, die sich für die ganz Großen nicht mehr rentieren, aber für kleineren Labels noch total ausreichend sind, um eine Kollektion zu produzieren. So können diese Stoffe größtenteils vor dem Müll gerettet werden.

Bei House of Wolf hatte ich mich für die Accessoire-Kollektion “the Knot” auch entschieden nichts oder so wenig wie möglich neu zu kaufen und Materialien der ersten Kollektion zu verwenden. Da ich noch einiges an Kunstleder und Biobaumwoll-Batist übrig hatte, habe ich mich für diese Stoffe entschieden und Scrunchies, ein Haarband und eine Tasche daraus entwickelt. Übrigens auch diese sind aus Rechtecken zugeschnitten und ebenfalls so gut wie ohne Abfall hergestellt.

 

Was kannst du selbst tun um Kleidungsmüll zu reduzieren?

Klar ist, dass Textilabfall die Umwelt belastet, vor allem da jedes Jahr mehr und mehr weggeworfen wird. Die meiste Belastung stammt dabei von den großen fast Fashion Unternehmen. Doch wenn man selbst gerne etwas tun möchte und die Umwelt entlasten will, dann hat man folgende Möglichkeiten:

  • Kleidung länger tragen oder upcyceln
  • Kleidung verkaufen, verschenken oder spenden
  • Kleidung Second-Hand kaufen
  • Kleidung mieten, vor allem zu besonderen Anlässen eine tolle Möglichkeit
  • neue Kleidung speziell mit Zero Waste Designs oder aus Deadstock Material gefertigt, kaufen

Natürlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, Mode-Müll zu reduzieren. Wenn du nicht weißt, wohin mit deiner nicht mehr geliebten Kleidung, dann lies gerne auch den Artikel im Blog “Frühjahrsputz: Wohin mit aussortierter Kleidung?”. Super viele Tipps und Themen zu allen Lebensbereichen, findest du auch auf “Zero Waste Deutschland“.

Textilabfälle sind zwar nur ein Problem der Modeindustrie, aber eines der Größten und welches, dass auch immer schwieriger wird zu lösen. Neue Konzepte und sicherlich auch ein Umdenken müssen her, um dem Thema Herr zu werden. Ich hoffe du hast hier ein paar Infos mitnehmen können. Schreibe mir gerne eine E-Mail oder Nachricht auf Instagram, wenn du bei deinen liebsten Modelabels Zero Waste Teile entdeckst oder dir sonst noch gute Ideen zur Müllvermeidung einfallen.